Wie nachhaltig ist ein E-Auto? (Ökobilanz Elektro vs. Verbrenner)

Wir werfen einen Blick auf die Umweltbilanz von Elektroautos. Von den CO₂-Emissionen in der Produktion über den Energieverbrauch im Betrieb bis hin zum Recycling und der Zweitnutzung der Batterien.
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2024
18
min Lesezeit
Schwarzes Elektro-Auto in der Natur

Sind Elektrofahrzeuge wirklich nachhaltiger als Verbrenner? Diese Frage beschäftigt viele. In diesem Beitrag analysieren wir die Umweltbilanz von E-Autos über ihren gesamten Lebenszyklus – von der Produktion über den Energieverbrauch im Betrieb bis hin zum Recycling.

Das erwartet dich:

  • Produktion: Bei der Herstellung von E-Autos entstehen höhere CO2-Emissionen als bei der Produktion von Verbrennerfahrzeugen.
  • Energieeffizienz im Betrieb: E-Autos sind bis zu 69 % energieeffizienter als Benzin- oder Dieselfahrzeuge pro 100 km.
  • CO2-Bilanz: Nach etwa 50.000 km haben E-Autos ihren "CO2-Rucksack" ausgeglichen und werden zur umweltfreundlicheren Wahl.
  • Batterielebenszyklus: Nach ihrem Einsatz im Auto können Batterien als stationäre Energiespeicher weiter genutzt werden.
  • Recyclingpotenzial: Die Recyclingquote von E-Auto-Batterien steigt kontinuierlich an. Das Ziel ist es, in Zukunft bis zu 90 % der Materialien wiederzuverwerten.

Begleite uns, während wir diese Aspekte genauer beleuchten und herausfinden, ob der Umstieg auf Elektrofahrzeuge tatsächlich die nachhaltigere Wahl ist.

Produktion von Fahrzeug und Batterie

Die Fahrzeugproduktion, insbesondere die eines Elektroautos, ist ein zentraler Faktor für dessen Umweltbilanz. In diesem Abschnitt vergleichen wir die Emissionen, die bei der Herstellung von E-Autos und herkömmlichen Verbrennern anfallen. Dabei betrachten wir die entscheidenden Faktoren, die den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen während des Produktionsprozesses beeinflussen. Zudem zeigen wir, wie die anfänglich höheren Emissionen von Elektroautos durch ihre langfristige Effizienz ausgeglichen werden.

Wie hoch sind die Emissionen bei der Produktion eines E-Autos im Vergleich zu Verbrennern?

Die Produktion eines Elektroautos verursacht verschiedene direkte und indirekte Emissionen, insbesondere aufgrund der energieintensiven Batterieherstellung, die einen erheblichen CO2-Fußabdruck hinterlässt. Doch welche Faktoren tragen zur Umweltbelastung bei der Produktion von Elektro- und Verbrennerfahrzeugen bei? Hier die wichtigsten Aspekte:

Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen

Die Herstellung von Fahrzeugkomponenten, insbesondere Batterien, erfordert große Energiemengen, die häufig noch aus fossilen Quellen stammen. Der Anteil erneuerbarer Energien und der lokale Strommix spielen eine entscheidende Rolle bei den entstehenden Emissionen.

Rohstoffgewinnung und -verarbeitung

Die Förderung und Verarbeitung von Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Graphit für Batterien führt ebenfalls zu erheblichen Treibhausgasemissionen.

Emissionen im Produktionsprozess

Auch die Produktion von Fahrzeugkarosserien und Komponenten wie Stahl, Aluminium und Kunststoffen setzt durch energieintensive Prozesse große Mengen Treibhausgase frei.

Wichtiger Hinweis

Zur Vergleichbarkeit der Klimaauswirkungen werden die eingesetzte Energie und die entstehenden Emissionen in CO2-Äquivalenten angegeben. Dabei werden auch Gase berücksichtigt, die einen stärkeren Treibhauseffekt als CO2 haben.

Vorurteil "Ein E-Auto verbraucht so viel Energie bei der Produktion, dass ein Verbrenner nachhaltiger ist."

Ein verbreitetes Vorurteil besagt, dass die energieintensive Produktion von Elektroautos diese weniger nachhaltig macht als Verbrenner. Doch was sagen die Fakten?

Ein Blick auf die Ökobilanz zeigt folgende Treibhausgasemissionen bei der Fahrzeug- und Batterien Produktion. Diese drei Fahrzeugtypen werden wir im weiteren Verlauf als Vergleichsbeispiele heranziehen:

  • Benziner: VW Golf 1.5 TSI OPF (150 PS): 8,5 t CO₂-Äq.
  • Diesel: VW Golf 2.0 TDI SCR (150 PS): 8,9 t CO₂-Äq.
  • Elektro: VW ID.3 Pro (150 kW = 204 PS): 14 t CO₂-Äq.
Treibhausgaseffekt Produktion Fahrzeug und Batterie

Warum sind die Emissionen bei der Herstellung eines E-Autos höher?

Bei Verbrennerfahrzeugen entfallen nur etwa 10-20 % des gesamten Energieeinsatzes auf die Produktion, während der Großteil im Betrieb anfällt. Bei Elektroautos hingegen sieht das Verhältnis anders aus: Ein erheblicher Teil des Energieaufwands fließt in die Produktion, insbesondere in die Batterieherstellung. Dafür sind E-Autos im Betrieb wesentlich effizienter, was diesen anfänglichen Mehraufwand langfristig ausgleicht.

Ist ein Verbrenner dadurch nachhaltiger als ein E-Auto?

Um diese Frage zu beantworten, muss der gesamte Lebenszyklus eines Fahrzeugs betrachtet werden – von der Produktion über die Nutzung bis hin zum Recycling. Langfristig erweisen sich Elektroautos als deutlich umweltfreundlicher. Im weiteren Verlauf dieses Artikels beleuchten wir detailliert die Recyclingbilanz und weitere entscheidende Faktoren, um ein umfassendes Bild der Nachhaltigkeit zu vermitteln.

Fazit

Elektroautos beginnen mit einem größeren "CO2-Rucksack" aufgrund der energieintensiven Batterieproduktion. Doch diesen anfänglichen Nachteil gleichen sie durch ihre deutlich höhere Effizienz im Betrieb schnell aus. Über ihre gesamte Lebensdauer hinweg verursachen sie deutlich weniger Emissionen als herkömmliche Verbrenner und sind damit langfristig die umweltfreundlichere Wahl.

Wichtige Überlegungen zur Berechnung der Emissionen

Modellspezifische Daten

Die zugrunde liegenden Daten stammen aus den veröffentlichten Ökobilanzen der Hersteller und basieren auf den Normen DIN EN ISO 14040 und 14044. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass einige Hersteller ihre CO2-Emissionen durch den Einsatz von Ökostrom oder den Kauf von Zertifikaten weiter reduzieren können – diese Maßnahmen wurden in unserer Analyse nicht berücksichtigt.

Einfluss des Strommixes

Unsere Berechnungen basieren auf dem deutschen Strommix, der einen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie viel CO2 pro erzeugte Kilowattstunde freigesetzt wird. Aktuell gehen wir von einem CO2-Äquivalent von 322 g pro kWh aus, was den spezifischen Energiemix in Deutschland widerspiegelt.

Energieverbrauch im Betrieb

Elektroautos verbrauchen deutlich weniger Energie als Verbrenner, was auf ihre hohe Effizienz zurückzuführen ist. Sie benötigen erheblich weniger Energie, um die gleiche Strecke zurückzulegen. In diesem Abschnitt vergleichen wir den Energieverbrauch von Benzin- und Dieselfahrzeugen mit dem eines Elektroautos anhand realer WLTP-Werte. Der direkte Vergleich verdeutlicht eindrucksvoll, wie viel sparsamer Elektrofahrzeuge im Alltag tatsächlich sind.

Ist es möglich, mit weniger als 2 Litern Kraftstoff 100 km weit zu fahren?

Klingt unglaublich? Schauen wir uns die Fakten an und vergleichen den Energiebedarf von Verbrennern und Elektroautos auf 100 Kilometern.

Heizwerte: Was steckt in einem Liter Kraftstoff?

  • Benzin: Ein Liter Benzin hat einen Heizwert von etwa 8,9 kWh.
  • Diesel:  Aufgrund seiner höheren Dichte liegt der Heizwert von Diesel bei etwa 9,8 kWh pro Liter.

Vergleich der WLTP-Verbräuche: VW Golf vs. VW ID.3

Wie sieht der tatsächliche Energieverbrauch aus? Werfen wir einen Blick auf die WLTP-Verbräuche eines VW Golf und seines elektrischen Pendants, dem VW ID.3:

  • Benzin: VW Golf 1.5 TSI OPF (150 PS): WLTP-Verbrauch 5.6 Liter/100 km
  • Diesel: VW Golf 2.0 TDI SCR (150 PS): WLTP-Verbrauch 4.3 Liter/100 km
  • Elektro: VW ID.3 Pro (150 kW = 204 PS): WLTP-Verbrauch 15.2 kWh/100 km

Der Energieverbrauch in Kraftstoffmengen umgerechnet

Um die Effizienz eines Elektroautos besser zu veranschaulichen, rechnen wir den Energieverbrauch des VW ID.3 in äquivalente Kraftstoffmengen um. Mit den genannten Heizwerten ergibt sich:

15,2 kWh/100 km entsprechen etwa 1,7 Litern Benzin oder 1,6 Litern Diesel pro 100 km.

In der folgenden Grafik haben wir den Energieverbrauch gegenübergestellt. Beim Elektroauto wird der Verbrauch direkt in kWh/100 km angegeben, während bei Benzin und Diesel der Verbrauch in Verbindung mit dem jeweiligen Heizwert des Kraftstoffs berechnet wird.

Elektroauto: 69 % weniger Energieverbrauch

Der direkte Vergleich zeigt es klar: Ein Elektroauto benötigt rund 69 % weniger Energie, um 100 Kilometer zurückzulegen. Aber wie lässt sich das greifbarer machen?

Energieverbrauch im Betrieb

Fazit: Unter 2 Litern für 100 km – mit dem E-Auto machbar!

Das bedeutet: Mit einem Elektroauto fährst du nahezu so effizient, als würdest du weniger als 2 Liter Kraftstoff pro 100 km verbrauchen. Beeindruckend, oder?

Ein E-Auto benötigt also rund 69 % weniger Energie, um 100 km zurückzulegen.

Warum verbraucht ein E-Auto so viel weniger Energie?

Die Energieumwandlung bei Verbrennungsmotoren ist äußerst ineffizient. Je nach Modell und technischer Ausstattung beträgt die Effizienz nur 20-40 %, da ein Großteil der Energie als Abwärme verloren geht – erkennbar an der heißen Motorhaube und den Abgasen. Techniken wie die Abgasrückführung (AGR) steigern die Effizienz zwar, aber nur marginal.

Im Gegensatz dazu erreichen Elektroautos beeindruckende Effizienzwerte von 80-90 %. Ein Niveau, das für Verbrennungsmotoren schlichtweg unerreichbar ist.

Wichtige Punkte die du beachten solltest:

  • Heizwert: Der Heizwert gibt die maximale nutzbare thermische Energie an, die bei der Verbrennung eines Kraftstoffs freigesetzt werden kann.
  • Tank-to-Wheel-Betrachtung: Unsere Analyse konzentriert sich auf die „Tank-to-Wheel“-Effizienz, also den Energieverbrauch ab dem Zeitpunkt, an dem die Batterie oder der Kraftstofftank im Betrieb genutzt wird. Eine umfassendere „Well-to-Wheel“-Betrachtung würde auch die Energieverluste bei der Energieerzeugung und dem Transport berücksichtigen.
  • Realer Energieverbrauch: Der tatsächliche Energieverbrauch kann von den WLTP-Werten abweichen, abhängig von Faktoren wie Jahreszeit, Fahrstil und Gelände. In dieser Analyse stützen wir uns jedoch der Einfachheit halber auf die standardisierten WLTP-Werte.
Volkswagen und BMW Limousine im Vergleich

Recycling und Second Use der Antriebsbatterien

Ein entscheidender Faktor für die Nachhaltigkeit von Elektroautos ist der Umgang mit der Batterie nach ihrer Nutzung im Fahrzeug. In diesem Abschnitt vergleichen wir das Recycling eines E-Autos mit dem eines Verbrenners, wobei der Fokus auf der Antriebsbatterie liegt. Wir zeigen, wie Batterien in ihrer „Second-Life“-Phase als stationäre Energiespeicher weiterverwendet werden können und welche Rolle das Recycling bei der Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe spielt. Zudem betrachten wir, wie steigende Recyclingquoten die Umweltbilanz weiter verbessern können.

Wie unterscheidet sich das Recycling eines E-Autos von dem eines Verbrenners?

Der größte Unterschied beim Recycling zwischen E-Auto und Verbrenner liegt in der Antriebsbatterie des Elektroautos. Abgesehen vom Antriebsstrang sind viele Schritte im Recyclingprozess zunächst ähnlich.

In diesem Artikel konzentrieren wir uns daher speziell auf das Recycling und die Weiterverwendung der Batterie, wobei wir von einer Lithium-Ionen-Batterie mit flüssigem Elektrolyten ausgehen. Als konkretes Beispiel verwenden wir die Batterie des VW ID.3 mit einer Kapazität von 58 kWh.

Woraus besteht eine E-Auto-Batterie?

Die Hauptkomponenten einer Lithium-Ionen-Batterie umfassen die Lithium-Ionen-Zellen, das Batteriegehäuse, Kühl- und Heizsysteme sowie elektrische Verbindungen. Hier ist ein Überblick:

1. Lithium-Ionen-Zellen

Diese Zellen enthalten das Energiespeichermaterial und bestehen aus einer Kathode, Anode, einem Separator und einem Elektrolyten. In der Batterie des VW ID.3 (58 kWh) sind verschiedene Materialien wie Lithium, Nickel, Kobalt und Graphit verbaut. Zusätzlich kommen Kunststoffe, Aluminium und Stahl zum Einsatz.

2. Batteriegehäuse

Das Gehäuse bietet strukturellen Schutz für die Batterie. Im ID.3 wird hierfür Aluminium verwendet, um das Gewicht zu minimieren und die Stabilität zu gewährleisten.

3. Kühl- und Heizsysteme

Diese Systeme sorgen dafür, dass die Batterie bei optimaler Betriebstemperatur bleibt. Sie bestehen aus Kühlmittelleitungen, Wärmetauschern und Lüftern, die Überhitzung verhindern und die Effizienz der Batterie sicherstellen.

4. Elektrische Verbindungen

Um die Batterie mit dem elektrischen System des Fahrzeugs zu verbinden, werden Kabel, Anschlüsse und Verbindungen genutzt, die eine reibungslose Energieübertragung gewährleisten.

Lithium-Ionen-Zellen nach Rohstoff

Wann gilt eine Batterie in einem E-Auto als ausgedient?

Eine Batterie wird in einem E-Auto oft dann als „ausgedient“ betrachtet, wenn ihre Restkapazität auf 70 % des ursprünglichen Neuzustands sinkt. Ab diesem Punkt gilt sie im Fahrzeug als nicht mehr leistungsfähig genug für den Alltag.

Interessant ist, dass die meisten Hersteller genau auf diese Lebensdauer abgestimmte Garantien anbieten – in der Regel zwischen 6 und 8 Jahren. Sollte die Batteriekapazität in diesem Zeitraum unter 70 % (manchmal auch 80 %, je nach Hersteller) fallen, kann ein Austausch der Batterie verlangt werden.

Was passiert mit der Batterie nach der Nutzung im Fahrzeug?

Nach dem Einsatz im Fahrzeug gibt es grundsätzlich zwei Optionen für die Batterie:

  • Weiterverwendung als stationärer Energiespeicher
  • Recycling

Ob die Batterie weiterhin genutzt oder recycelt wird, hängt vor allem von ihrer Restkapazität und ihrem allgemeinen Zustand ab. Ist die Batterie noch funktionsfähig, kann sie in ihrer "Second-Life"-Phase als Energiespeicher dienen. Andernfalls wird sie recycelt, um wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen.

Recycling und Second use der Antriebsbatterien

Einsatz als stationärer Energiespeicher (Second-Life-Anwendungen)

Auch wenn eine Batterie nicht mehr für den Einsatz im E-Auto geeignet ist, bedeutet das keineswegs das Ende ihrer Nutzung. Als stationärer Energiespeicher kann sie oft noch viele Jahre wertvolle Dienste leisten.

Solche Batterien können beispielsweise in Einfamilienhäusern zur Speicherung von Photovoltaik-Energie oder in großen stationären Anlagen zur Netzstabilisierung und Energiespeicherung eingesetzt werden.

In diesen Szenarien spielt die reduzierte Energiedichte durch die Batteriealterung kaum eine Rolle – mehr Platz kann diesen Verlust problemlos ausgleichen. Diese Weiterverwendung nennt man Second-Life-Nutzung.

BMW: Second-Life-Batterien in der Produktion

Ein konkretes Beispiel: Im BMW-Werk in Leipzig werden Batterien aus dem BMW i3 zu einem großen Speicher zusammengeschaltet. Diese Batterien werden mit Solar- und Windenergie geladen und bedarfsgerecht für die BMW-Produktion genutzt.

Ein Haus mit Sonnenkollektoren

Recycling - Was passiert, wenn die Batterie nicht mehr genutzt werden kann?

Wenn die Restkapazität der Batterie nicht mehr für die stationäre Nutzung ausreicht oder die Batterie defekt ist, bleibt nur eine Option: Recycling.

Das Hauptziel beim Recycling ist es, die wertvollen Rohstoffe der Batterie zurückzugewinnen und in den Produktionskreislauf einzuführen. Aktuell liegt die Recyclingquote bei etwa 60-70 %, während die gesetzliche Mindestvorgabe der EU lediglich 50 % beträgt.

Durch strengere politische Vorgaben und Förderungen wird eine Recyclingquote von 90 % angestrebt.

Aufwand und Nutzen des Recyclings

Das Recycling eines Fahrzeugs bringt auch einen ökologischen Vorteil: Es reduziert den CO2-Fußabdruck, da die energieintensiv gewonnenen Rohstoffe wiederverwendet werden können.

Bei Elektroautos ist dieser Effekt besonders groß, da die Batterien wertvolle Rohstoffe wie Lithium, Kobalt und Nickel enthalten, die für die Kreislaufwirtschaft von hoher Bedeutung sind.

Vergleich der CO2-Gutschriften durch Recycling

Hier die CO2-Äquivalente, die durch das Recycling verschiedener Fahrzeuge eingespart werden können:

  • Benziner: VW Golf 1.5 TSI OPF (150 PS) – 1,0 t CO₂-Äq.
  • Diesel: VW Golf 2.0 TDI SCR (150 PS) – 1,1 t CO₂-Äq.
  • Elektro: VW ID.3 Pro (150 kW = 204 PS) – 1,9 t CO₂-Äq.

Fazit

Das Recycling und die Second-Life-Nutzung von Batterien sind entscheidend, um die Umweltbilanz von Elektroautos zu verbessern. Eine höhere Recyclingquote reduziert die Umweltbelastung, indem wertvolle Rohstoffe wiederverwendet werden.

Gleichzeitig verlängert die Zweitnutzung der Batterien als Energiespeicher ihre Lebensdauer und verringert den Bedarf an neuen Rohstoffen – beides wichtige Schritte in Richtung nachhaltiger Elektromobilität.

Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus

Um die tatsächliche Nachhaltigkeit von Elektroautos gegenüber Verbrennern zu bewerten, reicht es nicht aus, nur den Betrieb zu betrachten. Eine seriöse Analyse muss den gesamten Lebenszyklus einbeziehen – von der Produktion über den Betrieb bis hin zum Recycling oder der Second-Life-Nutzung der Batterien.

Diese umfassende Betrachtung, auch Life Cycle Assessment (LCA) genannt, zeigt auf, ab welcher Laufleistung ein Elektroauto seine anfänglich höheren Emissionen ausgleicht und langfristig zur umweltfreundlicheren Wahl wird.

Was wissen wir bereits?

Im Verlauf dieses Artikels haben wir die wesentlichen Aspekte eines Fahrzeugs unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit beleuchtet:

  • Emissionen bei der Produktion von Fahrzeug und Batterie
  • Energieverbrauch im Betrieb pro 100 km
  • Recycling und Second-Life-Nutzung der Antriebsbatterien

Zusammensetzung der Gesamtbetrachtung

Nun fügen wir diese Bausteine zusammen, um eine vollständige Betrachtung des Lebenszyklus eines Fahrzeugs zu erstellen. Dabei konzentrieren wir uns auf drei Beispiel-Fahrzeuge:

  • Benziner: VW Golf 1.5 TSI OPF (150 PS)
  • Diesel: VW Golf 2.0 TDI SCR (150 PS)
  • Elektro: VW ID.3 Pro (150 kW = 204 PS)

Wie nachhaltig ist ein E-Auto über die Laufleistung (Kilometerstand) im Vergleich zu einem Verbrenner?

Um die Nachhaltigkeit eines Elektroautos mit einem Benziner oder Diesel zu vergleichen, betrachten wir die Treibhausgasemissionen. Diese messen wir in CO₂-Äquivalenten, die verschiedene Treibhausgase zusammenfassen und ihre Wirkung auf den Klimawandel vergleichbar machen. Dabei berücksichtigen wir die Emissionen aus Produktion, Betrieb, und Recycling.

Standort Deutschland: Einfluss des Strommixes

Für unsere Berechnungen gehen wir von den Bedingungen in Deutschland aus. Der Strommix spielt eine entscheidende Rolle, da er beeinflusst, wie viel CO₂ pro erzeugter Kilowattstunde freigesetzt wird. Aktuell rechnen wir mit einem CO₂-Äquivalent von 322 g pro kWh.

Produktion - Der CO2-Rucksack

Wie bereits erwähnt, benötigt die Produktion eines E-Autos mehr Energie als die eines Verbrenners – vor allem wegen der Batterieherstellung. Ein Elektroauto startet also mit einem höheren CO2-Rucksack.

Betrieb: Effizienz zahlt sich aus

Im Betrieb zeigt das E-Auto seine Stärken. Dank seines effizienteren Antriebs benötigt es nur etwa ein Drittel der Primärenergie im Vergleich zu einem Verbrenner. Pro gefahrenem Kilometer verursacht das Elektroauto deutlich weniger Treibhausgase.

Recycling und Second-Life-Nutzung

Nach der Nutzung im Fahrzeug werden die Batterien recycelt. Wie bereits im Abschnitt zur Second-Life-Nutzung erklärt, können Fahrzeugbatterien oft in stationären Energiespeichern weiterverwendet werden. Dies würde die Ökobilanz des Elektroautos nochmals deutlich verbessern, da die Lebensdauer der Batterie verlängert und der Bedarf an neuen Rohstoffen reduziert wird.

Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus

Ab welcher Laufleistung ist ein E-Auto nachhaltiger als ein Verbrenner?

Das ist vermutlich die am Stammtisch am häufigsten diskutierte Frage im Kontext der Nachhaltigkeit von Elektromobilität. Die Antwort liegt in den Schnittpunkten der Emissionskurven, wie im obigen Diagramm dargestellt.

Der höhere Energieaufwand bei der Produktion eines Elektroautos wird nach etwa 50.000 km wieder ausgeglichen – verglichen mit Benzinern etwas früher, mit Dieselfahrzeugen etwas später.

Der Break-Even-Punkt: 50.000 Kilometer

Ein Elektroauto wird nach rund 50.000 km zur nachhaltigeren Wahl. Um diesen Vorteil voll auszuschöpfen, ist eine längere Nutzungsdauer des Fahrzeugs entscheidend. Je länger das E-Auto genutzt wird, desto stärker fällt der Umweltvorteil gegenüber Verbrennern aus.

Einfluss des Strommixes auf die Amortisation

Es ist wichtig zu beachten, dass der genaue Break-Even-Punkt stark vom lokalen Strommix abhängt. In Ländern mit einem höheren Anteil erneuerbarer Energien, wie etwa in Skandinavien, amortisiert sich ein Elektroauto noch früher. In Regionen mit einem hohen Anteil fossiler Energien kann dies später geschehen – oder im schlimmsten Fall gar nicht.

Validierung der Werte

Zur Validierung unserer Berechnungen nutzen wir das Life Cycle Assessment (LCA) Interactive Tool von Green NCAP. Green NCAP ist eine Initiative von Euro NCAP, einer Organisation, die seit Jahren die Sicherheitsstandards von Autos testet und bewertet. Nun wird mit Unterstützung des ADAC auch die Umweltfreundlichkeit von Fahrzeugen auf ähnliche Weise überprüft.

Die Initiative bewertet die Ökobilanzen verschiedener Fahrzeuge. Im untenstehenden Screenshot des Tools sehen wir, dass die Ergebnisse nahezu mit unseren Berechnungen übereinstimmen. Das Tool geht von einer Laufleistung von 240.000 km aus und summiert die relevanten Emissionswerte. Die Abweichung zu unseren Berechnungen beträgt dabei maximal etwa 10 % für die Beispielfahrzeuge der Golf-Klasse.

In-Tonnes CO₂ Equivalent von 3 Fahrzeugen (Benzin, Diesel, Elektro)

Fazit: Wie nachhaltig ist ein E-Auto?

Elektroautos sind bereits heute nachhaltiger als Verbrenner, wenn man den gesamten Lebenszyklus betrachtet. Trotz des höheren Energieaufwands bei der Produktion, insbesondere die der Batterien, gleichen sie diesen Nachteil schnell durch ihre Effizienz im Betrieb und deutlich geringere Emissionen aus. Nach etwa 50.000 km übertreffen sie herkömmliche Verbrenner in Sachen Umweltfreundlichkeit.

Die Nachhaltigkeit von Elektroautos kann weiter verbessert werden durch:

  • Einen höheren Anteil erneuerbarer Energien im Strommix
  • Längere Nutzungsdauer der Fahrzeuge und Batterien
  • Recycling und Second-Life-Nutzung der Batterien

Bei Aampere setzen wir uns dafür ein, Elektromobilität aus zweiter Hand zu stärken. Wir glauben fest daran, dass gebrauchte Elektrofahrzeuge einen entscheidenden Beitrag zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks leisten können. Indem wir die Wiederverwendung und den Weiterverkauf von Elektrofahrzeugen fördern, tragen wir aktiv zur Ressourcenschonung bei und unterstützen den Wandel hin zu einer umweltfreundlicheren Zukunft. Unsere Mission ist es, eine Kreislaufwirtschaft im Bereich der Elektromobilität zu etablieren, die sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nachhaltig ist.

Quellen

chemie.de - Lexikon: Kraftstoff

Volkswagen Konfigurator

TÜV NORD: Wirkungsgrad - Die Nutzbarkeit der Energie

ADAC: Treibhausgas-Bilanz - Welcher Antrieb kann das Klima retten?

BMUV: Klima und Erneuerbare Energien: Ist Elektromobilität wirklich klimafreundlich?

ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg: Wie klimafreundlich sind Elektroautos? - Bilanz 2020

ADAC: Elektroauto-Akkus - So funktioniert das Recycling

greenncap: Life Cycle Assessment (LCA) Interactive Tool

Sonderabfallwissen: Recycling und Entsorgung von E-Auto-Batterien

BMUV: Ressourcenbilanz - Welchen Rohstoffbedarf haben Elektroautos?

ADAC: Green NCAP 2023 - Die Ökobilanz von 44 aktuellen Automodellen

Agora Verkehrswende: Strategien für die nachhaltige Rohstoffversorgung der Elektromobilität - Synthesepapier zum Rohstoffbedarf für Batterien und Brennstoffzellen

FAQ zu diesem Thema

Sind Elektroautos wirklich nachhaltiger als Verbrennerfahrzeuge?
Elektroautos sind langfristig nachhaltiger. Zwar verursachen sie bei der Produktion, insbesondere der Batterie, höhere CO₂-Emissionen als Verbrenner, doch durch ihre Energieeffizienz im Betrieb gleichen sie diesen Nachteil nach etwa 50.000 km aus.
Wie effizient sind Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern?
Elektroautos sind im Betrieb bis zu 69 % energieeffizienter als Benzin- oder Dieselfahrzeuge. Ein Elektroauto wie der VW ID.3 verbraucht im Schnitt circa 15 kWh pro 100 km, was etwa 1,7 Litern Benzin oder 1,6 Litern Diesel entspricht.
Was bedeutet „CO₂-Rucksack“ bei Elektroautos?
Der CO₂-Rucksack beschreibt die höheren Emissionen bei der Produktion von E-Autos, vor allem durch die Batterieherstellung. Diese werden nach etwa 50.000 km durch die höhere Energieeffizienz im Betrieb ausgeglichen, was E-Autos nachhaltiger macht.
Was sind Second-Life-Anwendungen für Elektroautobatterien?
Second-Life-Anwendungen nutzen Elektroautobatterien, deren Leistung für Fahrzeuge nicht mehr ausreicht, als stationäre Energiespeicher. Sie können zur Speicherung von Solarenergie in Häusern oder zur Stabilisierung des Stromnetzes genutzt werden.
Wie können Elektroautos in Zukunft noch nachhaltiger werden?
Die Nachhaltigkeit von Elektroautos kann durch mehrere Faktoren verbessert werden: einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien im Strommix, längere Nutzungsdauer der Fahrzeuge und Batterien, sowie effizientere Recyclingprozesse.
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