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Mit dem Elektroauto in den Urlaub

Reichweitenangst und Ladesäulen-Stress vor der Urlaubsfahrt? Das muss nicht sein! Wir zeigen, wie Sie mit guter Planung und dem richtigen Wissen entspannt mit dem Elektroauto in die Ferien starten.
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2025
8
min Lesezeit
Mit dem Elektroauto in den Urlaub? Kein Problem! - © Stellantis

Die Sommerferien stehen vor der Tür, die Koffer sind fast gepackt – doch dieses Jahr fährt die Familie elektrisch. Für viele Neulinge in der Elektromobilität mischt sich die Vorfreude mit einer gewissen Anspannung: Reicht der Akku? Finde ich unterwegs genügend Ladesäulen? Und was ist, wenn alle gleichzeitig laden wollen? Die Vorstellung, mit quengelnden Kindern auf der Rückbank und leerem Akku irgendwo im Nirgendwo zu stranden, hält manche noch vom E-Urlaub ab. Doch sind diese Sorgen im Jahr 2025 überhaupt noch berechtigt? Wir schauen uns an, wie langstreckentauglich moderne Elektroautos wirklich sind, worauf Familien bei Planung und bei der Fahrt in den Urlaub achten sollten, wie es um die Ladeinfrastruktur in Europa bestellt ist und ob sogar der Campingurlaub mit Wohnwagen elektrisch funktioniert. Für alle, die noch wenig Erfahrung mit E-Auto Urlaub haben, bietet dieser Artikel eine hilfreiche Übersicht.

Langstrecken-Tauglichkeit: Mehr als nur WLTP-Reichweite

Die angegebene WLTP-Reichweite ist oft das erste, worauf Käufer schauen. Doch gerade auf der Urlaubsfahrt zeigt sich: Theorie und Praxis können weit auseinanderliegen. Voll beladen, mit vier Personen an Bord und bei Autobahntempo schmilzt die Reichweite schneller als ein Eis am Mittelmeerstrand. Der ADAC hat in Tests sogenannte „Urlaubsreichweiten“ ermittelt, die oft deutlich unter den Laborwerten liegen. Faktoren wie hohe Geschwindigkeiten, Zuladung, Klimaanlage oder Heizung und sogar Gegenwind können den Verbrauch merklich erhöhen – ein Phänomen, das wir auch in unserem Artikel zu Mythen & Fakten zur Reichweite beleuchtet haben.

So verbraucht ein Hyundai Ioniq 5 mit 77,4 kWh-Akku (WLTP-Reichweite 507 km) laut ADAC-Test auf der Autobahn rund 26 kWh/100 km, wodurch die tatsächliche Reichweite bei konstantem Autobahntempo auf unter 300 Kilometer sinkt. Das bedeutet: Pausen müssen häufiger eingeplant werden. Entscheidend ist daher nicht nur die reine Reichweite, sondern vor allem die Ladegeschwindigkeit. Moderne E-Autos mit 800-Volt-Technik oder hoher Ladeleistung können in 20-30 Minuten genug Strom für die nächsten 200-300 Kilometer aufnehmen. Das relativiert die geringere Reichweite im Vergleich zum Diesel, denn die Ladepause deckt sich oft ohnehin mit der empfohlenen Fahrerpause. Wer allerdings ein Modell mit langsamerer Ladetechnik fährt, muss deutlich mehr Zeit einplanen.

Familienfreundlich reisen: Platz, Komfort und die Kunst der Ladepause

Gerade für Familien muss das Urlaubsauto mehr können als nur weit fahren. Platz für Gepäck, Kinderwagen und Spielzeug ist essenziell. Wie wir in unserem Artikel über E-Autos für Familien gezeigt haben, punkten hier besonders geräumige SUVs wie der Škoda Enyaq oder das Tesla Model Y, aber auch elektrische Vans wie der VW ID. Buzz oder praktische Hochdachkombis. Wichtig sind neben dem Kofferraumvolumen auch Details wie Isofix-Befestigungen auf der Rückbank, Ablagefächer und USB-Anschlüsse für alle Mitfahrer. Auch die immer mehr auf dem Markt zu findenden Elektro-Kombis bieten oft eine gute Mischung aus Platz und Effizienz.

Praktischer Stauraum im Familienauto
Stauraum und praktische Lösungen sind für die Urlaubsreise besonders wichtig. - © Stellantis

Die Ladepausen, oft als Nachteil der E-Mobilität gesehen, können mit Kindern sogar zum Vorteil werden. Statt langer Fahrten am Stück zwingt das E-Auto zu regelmäßigen Stopps. Moderne Ladeparks bieten oft Spielplätze, Restaurants oder Einkaufsmöglichkeiten. Und viele E-Autos selbst liefern Unterhaltung: Mini-Videospiele im Infotainment, Streaming-Dienste oder die Möglichkeit, eigene Tablets zu laden, können die Wartezeit überbrücken. So wird der Ladestopp zur willkommenen Pause statt zum lästigen Übel.

Ein junges Mädchen mit Entertainment auf der Rückbank
Unterhaltung für die Beifahrer macht die lange Reise für Alle entspannter.

Europas Ladenetz: Gut ausgebaut, aber nicht überall gleich

Die Angst, keine Ladesäule zu finden, ist in den meisten beliebten europäischen Urlaubsländern unbegründet. Laut ADAC ist das Ladenetz entlang der Hauptreiserouten in Ländern wie Norwegen, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich, Frankreich oder Italien inzwischen gut bis sehr gut ausgebaut. Besonders Skandinavien gilt hier als Vorreiter. Aber es gibt Unterschiede: Während man in den Niederlanden fast an jeder Ecke laden kann, ist das Netz in süd- oder osteuropäischen Ländern wie Griechenland, Polen oder Kroatien noch deutlich dünner, vor allem abseits der Autobahnen.

Ein weiteres Thema ist das Bezahlen. Einheitliche Systeme gibt es europaweit kaum. Roaming-Anbieter wie EnBW (Mobility+), Maingau oder Shell Recharge bieten zwar Zugang zu vielen Netzen in Europa, aber nicht zu allen. Womöglich braucht man mehrere Ladekarten oder Apps verschiedener Anbieter. Spontanes Laden per Kreditkarte (Ad-hoc-Laden) ist zwar oft möglich, aber meist teurer. Informieren Sie sich vorab über die Anbieter und Tarife in Ihrem Reiseland und an der geplanten Route. In touristischen Hochburgen kann es zudem zur Hauptsaison an beliebten Ladepunkten zu Wartezeiten kommen, wie der ADAC warnt. Eine gute Planung vorab schützt vor bösen Überraschungen. Bei der Wahl der Unterkunft sollte man auf Lademöglichkeiten achten. So kann das eigene Elektroauto über Nacht stressfrei laden und ist am nächsten Tag bereit für den Ausflug vor Ort.

Navigationsgerät und App zur Ladeplanung
Mit modernen Navigationsgeräten oder der richtigen App ist die Ladeplanung auch im Ausland kein Problem. - © Audi

Manchmal im Vorteil: Privilegien für E-Autos im Ausland

Unterwegs mit dem E-Auto? Manchmal gibt es kleine Extras! Ähnlich wie in Deutschland, wo manche Städte E-Autos Vorteile beim Parken oder auf der Busspur geben, locken auch andere Länder mit Privilegien – doch die sind oft sehr unterschiedlich.

Besonders bekannt für seine E-Auto-Vorteile ist Norwegen. Hier profitieren Fahrer von Stromern oft von deutlich reduzierten Mautgebühren für Straßen, Brücken und Fähren sowie von vergünstigten oder gar kostenlosen Parkplätzen in vielen Kommunen. Auch die Nutzung von Busspuren ist hier teilweise erlaubt. In anderen Ländern sind die Vorteile oft weniger umfassend. Kostenloses generelles Parken nur für E-Autos ist eher die Ausnahme. Was jedoch international sehr verbreitet ist: An vielen öffentlichen Ladesäulen ist das Parken während des Ladevorgangs kostenlos – allerdings meist streng zeitlich begrenzt auf die Dauer des Ladens. In Metropolen wie London genießen E-Autos zudem den Vorteil, von der Innenstadtmaut und den Gebühren für die Umweltzone befreit zu sein. Auch bei Vignetten oder speziellen Streckenmauten kann es gelegentlich Rabatte geben. Es lohnt sich also, sich vor Reiseantritt gezielt über mögliche lokale Vergünstigungen im Urlaubsland zu informieren, da diese die Reisekasse durchaus entlasten können.

Planung ist alles: So kommen Sie stressfrei ans Ziel

Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zum entspannten E-Urlaub. Anders als beim Verbrenner erfordert die Reise zwar etwas mehr Planung, aber mit unseren 5 Tipps kommen Sie stressfrei ans Ziel:

  1. Route planen: Nutzen Sie spezielle E-Routenplaner wie "A Better Routeplanner" (ABRP), Chargemap oder die integrierten Navigationssysteme moderner Elektroautos. Diese berücksichtigen auch das Fahrzeugmodell, den Verbrauch oder sogar die Topografie, das Wetter und die Echtzeit-Verfügbarkeit von Ladesäulen. Auf Basis all dieser Daten planen sie und planen Ladestopps automatisch ein. Planen Sie Puffer ein und identifizieren Sie alternative Ladesäulen entlang der Strecke.
  2. Ladekarten/Apps prüfen: Stellen Sie sicher, dass Ihre Ladekarten oder Apps im Zielland und entlang der Route funktionieren. Laden Sie eventuell benötigte zusätzliche Apps herunter und hinterlegen Sie Zahlungsmittel.
  3. Laden am Zielort: Klären Sie vorab die Lademöglichkeiten an Ihrer Unterkunft oder in der Nähe. Viele Hotels und Ferienwohnungen bieten inzwischen eigene Wallboxen an – oft die bequemste und günstigste Ladelösung vor Ort.
  4. Kabel nicht vergessen: Packen Sie Ihr Typ-2-Ladekabel für öffentliche AC-Säulen ein. Ein Ladekabel samt Adapter für die Haushaltssteckdose kann als Notlösung dienen, zum Beispiel am Ferienhaus. Es ist aber für ein regelmäßiges Laden ungeeignet und oft sehr langsam. Prüfen Sie außerdem nötige Adapter für Steckdosen im Ausland.
  5. Flexibilität und Puffer einplanen: Eine Reise mit dem Elektroauto braucht mehr Zeit als mit einem Benziner. Und nicht immer läuft alles nach Plan. Eine Ladesäule kann besetzt oder defekt sein, eine Umleitung kostet extra Reichweite. Planen Sie daher Zeit- und Reichweitenpuffer ein und haben Sie immer eine alternative Lademöglichkeit im Hinterkopf.

Sonderfall Wohnwagen: Geht das überhaupt elektrisch?

Campingurlaub liegt im Trend – aber funktioniert das auch mit einem Elektroauto als Zugfahrzeug? Die kurze Antwort: Ja, aber mit erheblichen Einschränkungen. Das Hauptproblem ist der massive Mehrverbrauch. Ein Wohnwagen erhöht den Luftwiderstand und das Gewicht drastisch, was die Reichweite des E-Autos laut ADAC-Tests um 50 bis über 60 Prozent reduzieren kann. Aus 400 Kilometern WLTP-Reichweite werden dann schnell nur noch 150 bis 200 Kilometer reale Gespann-Reichweite.

Mini Cooper SE mit Dachzelt
Mit dem Elektroauto eine Alternative zum schweren Wohnwagen: Ein leichtes Dachzelt. -© BMW

Das bedeutet sehr häufige Ladestopps. Hinzu kommt, dass viele E-Autos nur geringe Anhängelasten haben oder gar keine Anhängerkupplung ab Werk bieten. Geeignet sind vor allem schwere, leistungsstarke Elektro-SUVs mit großer Batterie und hoher zulässiger Anhängelast wie zum Beispiel ein BMW iX, Kia EV9 oder Tesla Model X. Doch selbst dann bleibt die Herausforderung, passende Ladesäulen zu finden. Viele Ladestationen sind für Gespanne schwer zugänglich; oft muss der Wohnwagen zum Laden abgekoppelt werden. Eine Alternative für E-Camper könnten Dachzelte oder sehr leichte Faltcaravans sein. Für den klassischen großen Wohnwagen ist der Elektro-Urlaub derzeit noch ein Abenteuer für Pioniere mit viel Zeit und Geduld.

Kosten im Blick: Strompreise und Maut

Reisen mit dem E-Auto kann günstiger sein als mit dem Verbrenner, muss es aber nicht. Die Strompreise an öffentlichen Ladesäulen variieren stark, besonders im Ausland. Während das Laden zu Hause oder an der Hotel-Wallbox oft günstig ist, können Schnelllader entlang der Autobahn, insbesondere über Roaming-Anbieter oder per Ad-hoc-Zahlung, teuer werden. Vergleichen Sie Tarife und prüfen Sie, ob sich spezielle Urlaubs-Ladepakete lohnen. Bei der Maut gibt es in einigen Ländern wie Norwegen Vergünstigungen oder Befreiungen für E-Autos, was die Reisekasse entlasten kann.

Eine Familie trifft am Ferienhaus ein während das Elektroauto schon lädt
Mit guter Planung ist man auch im Urlaub entspannt elektrisch unterwegs.

Fazit: Der E-Urlaub ist machbar – mit Köpfchen und Gelassenheit

Ja, mit dem Elektroauto in den Urlaub zu fahren ist 2025 problemlos möglich und wird dank wachsender Reichweiten, schnellerer Ladetechnik und einem dichter werdendem Ladenetz immer einfacher. Die Zeiten extremer Reichweitenangst sind für die meisten modernen E-Autos vorbei. Dennoch erfordert die elektrische Urlaubsreise etwas mehr Planung und eine andere Herangehensweise als mit dem Verbrenner, wenn man stressfrei ans Ziel kommen will. Wer sich darauf einlässt, die Route sorgfältig plant, die richtigen Ladekarten dabei hat und die Ladepausen als Teil der Reise akzeptiert, kann entspannt und oft sogar günstiger ans Ziel kommen. Die Elektromobilität entschleunigt das Reisen vielleicht ein wenig – aber das muss im Urlaub ja kein Nachteil sein.

Quellen:

FAQ zu diesem Thema

Wie viel Reichweite verliert mein Elektroauto auf der Autobahn im Urlaub wirklich?
Rechnen Sie bei voller Beladung und Tempo 120-130 km/h mit etwa 30-40% weniger Reichweite als nach WLTP-Norm angegeben. Bei höheren Geschwindigkeiten oder mit Anhänger kann der Verlust noch höher sein.
Welche Länder in Europa haben die beste Ladeinfrastruktur?
Besonders gut ausgebaut sind die Netze in Norwegen, den Niederlanden, der Schweiz, Österreich und zunehmend auch Deutschland, Frankreich und Italien, vor allem entlang der Hauptverkehrsadern. In Süd- und Osteuropa ist das Netz oft noch dünner.
Brauche ich spezielle Apps oder Ladekarten fürs Ausland?
Ja, oft sind mehrere Ladekarten oder Apps nötig, da es kein europaweit einheitliches System gibt. Prüfen Sie die Abdeckung Ihrer Karten und Apps im Zielland und laden Sie lokale Anbieter-Apps herunter.
Kann ich mit jedem Elektroauto einen Wohnwagen ziehen?
Nein. Viele E-Autos haben keine oder nur eine geringe Anhängelast. Für schwere Wohnwagen braucht man zugkräftige Modelle (meist große SUVs) mit hoher Anhängelast. Beachten Sie die massive Reichweitenreduktion von bis zu über 50%.
Ist der Urlaub mit dem E-Auto günstiger als mit dem Benziner oder Diesel?
Das hängt stark von den Strompreisen ab. Laden zu Hause oder günstig an der Unterkunft ist meist billiger als Tanken. An teuren Autobahn-Schnellladern können die Kosten aber vergleichbar oder sogar höher sein.
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